Das Leinen:
Die Flachspflanze (Linum usitatissimum), auch bekannt als Gemeiner Lein, ist eine einjährige Kulturpflanze mit fünfblättrigen blauen oder weißen Blüten.
Flachs gilt als älteste Textilfaser, es gibt Funde von 36.000 v. Chr.
Europa ist die Wiege des Flachsanbaus, die Nutzung der Faser hat hier ihre Wurzeln.
Zwei Drittel der gesamten Flachsproduktion finden nach wie vor in europäischen Ländern auf rund 100.000 Hektar statt.Leinen ist ein sog. Bastfaser, die aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen werden.
Die Herstellung von Leinengarnen wird in Trocken- und Naßspinnverfahren unterschieden.
Langfasern werden vor dem Verspinnen zu einem Band vereinigt, mehrfach gestreckt und mit anderen Bändern vermischt (doubliert), um so eine möglichst homogene Qualität zu erreichen.
Bei Kurzfasern wird durch Aufrauen –Kardieren- ein flächiges Vlies produziert, das zu einem Band reduziert wird. Dieses Band wird gekämmt (gehechelt), um es von Schäben und zu kurzen Fasern zu reinigen. Dann wird das Band gestreckt und wie die Langfasern doubliert. Kurzfasern werden in der Regel trocken versponnen. Die entstehenden Garne sind rau und fühlen sich gleichzeitig weich an.
Eigenschaften des Leinen:
Flachs ist eine sehr genügsame Pflanze, benötigt allerdings bestimmte klimatische Bedingungen. Am besten gedeiht die Faser in maritimem Klima mit seinem stetigen Wechsel von Sonne und Regen gepaart mit viel Wind.
Flachs bevorzugt außerdem tiefgründige, lehmige Böden.
Optimale Voraussetzungen für den Flachsanbau finden sich vor allem in den Küstenbereichen Nordfrankreichs und Belgiens.
Hier werden die qualitativ hochwertigsten Fasern erzeugt.
Wir von Leitner Leinen verwenden nur Rohstoffe aus europäischer Erzeugung. Da wir ausnahmslos hochwertigste Leinengarne einsetzen, beziehen wir den Flachs dafür ausschließlich aus den besten Anbaugebieten Nordfrankreichs und Belgiens.
Der europäische Flachsanbau ist der produktivste weltweit: auf einem Hektar Boden kann Flachs für rund 20.000 km Garn oder 4.000 m2 Stoff produziert werden.
Das über Jahrhunderte entwickelte Fachwissen ermöglicht die Produktion einwandfreier langer Flachsfasern von herausragender Qualität.
Die Aussaat erfolgt zwischen Mitte März und Mitte April.
Dabei spielt die Aussaatdichte eine wichtige Rolle, da die Faser umso feiner wird, je dichter die Pflanzen stehen.
Die Flachspflanzen werden bis zu einem Meter hoch und blühen schließlich im Juni.
Wenn die Pflanzen voll entwickelt sind, beginnt die Ernte. Eine Besonderheit des Flachs ist, dass er nicht abgeschnitten, sondern mit den Wurzeln aus dem Boden gezogen wird. Man nennt dies das Raufen. Danach wird der Flachs am Feld flach aufgelegt.
Es folgt die sogenannte Tauröste: Durch den Wechsel von Sonne, Tau und Regen sowie mithilfe von Bakterien und Pilze aus dem Boden werden Holz- von Faserteilen gelöst. Die Fasern sind mit den festen Holzbestandteilen über Pektine, wie mit Leim, verbunden. Durch den Röstprozess werden diese Pektine aufgelöst und die einzelnen Bestandteile können im Anschluss daran voneinander getrennt werden.
Dieser Prozess ist ein völlig natürlicher, bei dem keine Chemikalien oder sonstigen Hilfsstoffe benötigt werden. Im Gegenteil: Die Nährstoffe, die sich während der Tauröste aus den Pflanzen lösen, werden vom Boden wieder aufgenommen.
Ist die Röstreife erreicht, wird die Ernte eingefahren.
Genügsam und anspruchslos:
Flachs ist eine genügsame Pflanze und hat daher nur wenig Ansprüche hinsichtlich Düngung und Pflege. Durch den geringen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wird eine Verschmutzung von Boden und Wassern vermieden.
Flachs benötigt außerdem keine künstliche Bewässerung. Damit unterscheidet er sich deutlich von der Baumwollproduktion, die rund 7100 Liter Wasser pro Kilogramm Baumwolle verbraucht. Wären die europäischen Flachsfelder mit Baumwolle bepflanzt, würden 650 Milliarden Kubikmeter Wasser dafür verbraucht.
Positiv ist auch, dass es bei der Nutzung von Flachs keine Verschwendung gibt – jeder Teil der Pflanze wird genutzt. Neben Textilien werden beispielsweise Papier und Matten daraus hergestellt. Die Samen der Pflanze sind essbar und werden für die Ölherstellung verwendet. Weitere Produkte sind Linoleum, Isolierungen und Einstreu.
Flachsfasern sind zudem biologisch abbaubar und recycelbar und damit Baumwolle oder synthetischen Fasern deutlich überlegen. Der ökologische Fußabdruck von Flachs ist im Gesamten beeindruckend.
Die Faser findet für Artikel wie Kleidung und Wäsche Verwendung. Ein Stoff aus Leinen ist atmungsaktiv. Leinen-Fasern können Luftfeuchtigkeit aufnehmen und an die Umgebung abgeben und haben deswegen einen kühlenden Effekt. Deshalb eignet sich Leinen auch hervorragend für Sommerbettwäsche. Leinenstoffe wirken trotzdem trocken wärmend und sind reißfest, aber völlig unelastisch. Die fehlende Elastizität macht die Stoffe stark knitteranfällig.
Leinengewebe dürfen nicht gerieben oder gescheuert werden und müssen mit einem Schongang gewaschen werden. Wegen der Anfälligkeit fürs Reiben, sind die Gewebe für Trockner ungeeignet. Außerdem schadet trockene Hitze dem Textil, daher sollte es beim Bügeln noch leicht feucht sein.
Die Leinen Vorteile auf einen Blick:
- robust und reißfest
- gut für Allergiker geeignet
- schmutzresistent und flusenfrei
- kühlend und angenehm
- biologisch abbaubar
Einsatzgebiete:
Industrie, Schuhmacher, Sattler, Orthopädie, Pompons·Traditionelles Handwerk (Bogensehnen, Zelte, Bekleidung, Segel)· Polsterei, Reitsport, Buchbinder, Perücken, Sportausrüstung, Kabelbinder, Instrumentenbau.